In „Unlimited“ „knallt“ es regelrecht: Eine spektakuläre Show mit ergreifender Musik, anspruchsvollen Choreografien, viel Dramatik und Tiefgang.

1. März 2018
PRINT | Klenkes, Seite 12

NO LIMIT
Die Rockoper “Unlimited – Das zerbrochene Tribunal” wird im Kulturkino Vogelsang uraufgeführt.

Wie bringt man die Grundfragen der heutigen Welt in ein Stück? Clemens Amendt hat sich der Herausforderung gestellt: Sechs Jahre lang hat der Leiter des exART-Musiktheaters geschrieben, getextet, konzipiert, manches über Bord geworfen und neu strukturiert.

Herausgekommen ist ein Werk, das in vielerlei Hinsicht „Unlimited“ ist: Die philosophischen und politischen Themen, die das Stück verarbeitet, der Interpretationsspielraum, den das Stück lässt. „Ich möchte nicht politisch aufklären, sondern Gedanken in Gang setzen“, erklärt Amendt. „Es geht um Macht, den Kampf um Wahrheit, Fremd- und Selbstbestimmung, totalitäre Bewegungen und massenpsychologische Strategien.“ Passend also, dass die Rockoper „Unlimited“ jetzt am historischen Ort Vogelsang uraufgeführt wird.

Der Zuschauer dient als Projektionsfläche. Er wird hin- und hergeworfen zwischen zwei extremen Polen: den Macchiavellisten („MACs“) und den Illuministen („Illuis“), verkörpert von Alexis und Zoé, den Auserwählten der verfeindeten Lager. Und was passiert, wenn zwei Welten aufeinandertreffen, sich Menschen wahrhaftig begegnen? Das, was nicht passieren soll: Alexis und Zoé geraten ins Straucheln, ihre Welt gerät ins Wanken, sie verlieben sich ineinander und bringen sich damit in tödliche Gefahr. „Den Zuschauer erwartet zeitgenössisches Musiktheater mit Elementen aus Liebesgeschichte, Science-Fiction und Thriller“, so Amendt, der wenig dem Zufall überlassen hat. Jedes Wort ist mit Bedacht gewählt. Sein Versprechen: „Man muss nicht alles verstehen, aber jeder wird etwas spüren.“

Das exART-Musiktheater hat seine Wurzeln am Franziskus-Gymnasium Vossenack, Amendt ist dort Lehrer für Geschichte, Politik, Wirtschaft und Sport. Der Anspruch des Vereins geht aber über die Förderung talentierter Schüler weit hinaus: „Unser Ensemble umfasst auch Eltern, Lehrer, Quereinsteiger und ehemalige Schüler, mit denen wir schon seit vielen Jahren zusammenarbeiten und freundschaftlich verbunden sind“, erzählt Amendt, der das Musiktheater 1992 als spontanes Schulprojekt ins Leben rief und seitdem mehrere Musicals auf die Bühne gebracht hat. „Wir sind eine eingeschworene Truppe, die immer wieder über sich hinauswächst.“

Mit „Unlimited“ macht das exART-Ensemble nochmals einen Quantensprung – sowohl im Umfang als auch im künstlerischen Anspruch – und wird dabei erstmals von externen Profis unterstützt: Sängerin Kerstin Breuer wurde für die Hauptrolle der Zoé engagiert, Lionel von Lawrence, Ensemble-Mitglied der niederländischen Operngesellschaft „The Fat Lady“, spielt Alexis. Auch Karo Fruhner, Sängerin und Songwriterin, ist mit ihrer ausdrucksstarken Stimme mit von der Partie. „Es entsteht eine ganz besondere Dynamik, wenn Berufsmusiker, Halb-Professionelle und Schüler – die jüngsten sind 15 Jahre alt – aufeinandertreffen.“ Seit Oktober probt das gemischte Ensemble jedes Wochenende, fünf, sechs Stunden lang, manchmal auch unter der Woche. Amendt: „So viel Zeit würde wohl keiner in ein Projekt investieren, wenn sie sich damit nicht identifizieren könnten oder es sie nicht auf die eine oder andere Weise weiterbringen würde.“ Ein gutes Zeichen also.

Getragen wird das Stück von der Musik. Auch sie ist vielschichtig: Eine Mischung aus Rockmusik, Balladen, Filmmusik, darunter viele eingängige Songs, die „so auch im Radio laufen könnten“. Text und Farbgebung hat Amendt vorgegeben, die Kompositionen stammen von Markus Page und Marcel Stoffels, der zudem das „Unlimited“-Team als Vocalcoach trainiert und die Musik zusammen mit Markus Wimmer aus dem rurtonstudio produziert hat. Und zwar bis zum Schluss: Erst vor vier Wochen haben Amendt und Stoffels dem Ende des Stücks nochmals eine andere, besondere musikalische Note verliehen. Da hieß es dann: wieder rein ins Studio. Das gehöre aber zum Prozess dazu, sagt Amendt: „In den Grundfesten steht das Stück. Aber was in den Zimmern passiert, ist immer offen.“

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